• Ein paar Songs wiederentdeckt

    Vor knapp einem Jahr hab‘ ich ja mein last.fm-Profil plattgemacht und zuvor komplett exportiert. Dieser Export – stolze 10 Megabyte comma separated values – liegt seitdem auf meinem Harddrive herum.

    Versuche, mit generativer KI irgendwelche Dashboards zu bauen, scheiterten bislang, also fuhrwerke ich eben einstweilen wie ein Buchhalter in der Tabelle herum. Auch dabei finden sich schon ein paar alte Perlen wieder. Eine Auswahl:

    Cannibal Ox – „Live from the Planet of Eat“

    Wohl der von mir meist geschätzte und meistgehörte Hiphop (von den Mello Music Group-Sachen vielleicht abgesehen). Schon in den späten Neunzigern habe ich das Album The Cold Vein entdeckt und ich kann gerade beim besten Willen nicht erinnern, wie. Dieser Track stammt jedoch von einem anderen Release und eben erst habe ich nachvollziehen können, von welchem: Der Gotham Deluxe LP Edition aus dem Jahr2013.

    The Fiery Furnaces – Single Again

    Das war witzig.

    A Sunny Day in Glasgow: 100/0 (Snowdays forever)

    Bester Dreampop

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  • Gelesen: Thomas Bernhard – Das Kalkwerk

    Band drei aus der Gesamtausgabe und der erste, von dem ich zumindest schon mal gehört habe. Hier gewinnt der typische ThB-Stil erstmals seine (mutmaßlich) endgültige Form. Nicht endenwollender Text, der die Obsession mit einem Text, den zu Papier zu bringen nicht gelingen will, zum Thema hat. Ort und Zeit, Zeiten und Beziehungen werden abgerichtet, verweigern sich der Zurichtung, was bleibt ist Wahnsinn und Tod. Herrlich.

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  • Gesehen: Rom, offene Stadt

    Der italienische Widerstand im von den Deutschen besetzten Rom. Ein achtzig Jahre alter Film, der Widerstand, Glaube, Opferbereitschaft und Autorität in einer Weise erzählt, die mindestens umwerfend ist, wenn sie nicht sogar aus der Bahn wirft.

    Maledetti! Maledetti!

    Sarete schiacciati nella polvere come dei vermi!

    Mio Dio che cosa ho detto ?

    Grandios und sicher der Auftakt meiner Auseinandersetzung mit Roberto Rossellini.

    Zu sehen in der Arte Mediathek, noch bis zum 31. März 2026.


    Titelbild: Grotto at Villa di Papa Giulio, Rome, 1904. Aus: Italian Villas and their Gardens

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  • Rosalía – Lux

    Heute eingetroffen. Endlich. 

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  • Nieder mit Bürgerräten

    Seit 2021 wurden beim Deutschen Bundestag zwei Bürgerräte durchgeführt: Deutschlands Rolle in der Welt im Januar und Februar 2021 sowie Ernährung im Wandel: Zwischen Privatangelegenheit und staatlichen Aufgaben von September 2023 bis Januar 2024.

    Jeweils 160 ausgeloste Bürgerinnen und Bürger durften zu vorgegebenen Fragen Empfehlungen an den Bundestag erarbeiten, die seitdem – unschwer erkennbar – politisch absolut folgenlos geblieben sind.

    Die Menschen wurden von Organisations- und Moderationsteams der Institute nexus, IPG und ifok durch die Workshops und Thementage geführt. Einige Dutzend Expertinnen und Experten dienten als Wissenspender.

    Diese Infantilisierung zieht sich durch die gesamte Struktur des Formats. So durften Teilnehmerinnen und Teilnehmer in ihrer als „Reiseführer“ bezeichneten Unterlage ausfüllen

    Vor der ersten Sitzung habe ich mich so gefühlt:
    aufgeregt, vorfreudig, angespannt, anderes, nämlich:

    Unverkennbar ist die unangenehme Workshopatmosphäre.

    Die Bundestagsverwaltung hat eine offenbar nach wie vor tätige Stabsstelle Bürgerräte nun aufgelöst. Das ist richtig. Zufallsgremien, die Partizipation zur Lotterie machen, Amtsträgern für gefällige Photo-ops dienen und repräsentative Demokratie lediglich schmücken, lehne ich ab.

    Für richtig halte ich selbstorganisierte Räte, die offen sind für alle Menschen, beispielsweise im Stadtteil, der Straße, dem Mietshaus. Die macht man aber nicht mit einer Stabsstelle beim Bundestag.


    Titelbild: Crowds Awaiting the „Holy Fire“ at the Church of the Holy Sepulchre, American Colony, ca. 1910. Library of Congress bei Public Domain Image Archive.

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  • Moody Blues – Sur la mer

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  • Moco

    Notizen nach dem Besuch des besonders auf *Instagramability* optimierten Museums »Moco« in Amsterdam.

    Der Revoluzzerkitsch von Banksy steht für das Totalversagen der aktivistischen Kunst. Alles, wogegen er sich richtet, Polizei- und Überwachungsstaat, Autoritarismus und Totalitarismus, sind in der Zeit seines Wirkens stärker geworden.

    Gegenwartskunst muss sich stets erklären; bevorzugt mit Text im Werk selbst. Sie hat kein theoretisches Fundament, ist kein Teil einer Strömung, aus der heraus sie sich ergibt, wie dies noch zu Zeiten Warhols gewesen sein mag. Ausnahme: Postkolonialismus.




    Wie sie neulich im Salon der Neuen Zwanziger sagten: Liberalismus reagiert auf Kritik und Konfrontation nur mit noch mehr Liberalismus. Eigene Ergänzung: bis das nicht mehr geht, und er wieder zum Faschismus mutiert.

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  • #saytheirnames

    Im Videoformat von TAKDIR. Die Anerkennung (2021) bringt die Künstlerin Ülkü Süngün Teilnehmenden die korrekte Aussprache der Namen der zehn Mordopfer des NSU bei. Nach einem Lauttraining für die Aussprache von »r« »z«, »ı« »ç« als Vorübung, werden zunächst die einzelnen Namen von ihr vorgesprochen, dann nachgesprochen und schließlich gemeinsam mit den Teilnehmenden laut vorgetragen.

    Enver Şimşek. Abdurrahim Özüdoğru. Süleyman Taşköprü. Habil Kılıç. Mehmet Turgut. İsmail Yaşar. Theodoros Boulgarides. Mehmet Kubaşık. Halit Yozgat. Michèle Kiesewetter.

    Aus dem Essay Wie wir erinnern von Leh-Wei Liao, erschienen in der Edit No. 95

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  • Sarah Wynn-Williams – Careless People

    Die ehemalige Direktorin der Global Public Policy bei Facebook schildert ihre Erfahrungen mit Zuckerberg und dem erweiterten Konzernmanagement. Als „Facebook-Diplomatin“ war Wynn-Williams zuständig, wenn es um das Aufheben von Netzwerk-Blockaden in bestimmten Ländern, den generellen Zugang und alle weiteren Fragen ging, bei denen das Netzwerk sich mit Regierungen, Juntas und Staatschefs auseinandersetzen musste.

    Die Fahrlässigkeit der Careless People um Zuckerberg soll uns als warnendes Beispiel dienen, wenn es um Macht über Technologie geht. Das gilt nicht minder für sog. künstliche Intelligenz, wie die Autorin im Epilog darlegt.